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AutorenbildSusanne Karr

Einfach Sein

Aktualisiert: vor 6 Tagen


Giraffe vor blauem Himmel

Beobachtest du auch gerne Tiere? Ich habe gestern ein wunderbares Tiervideo gesehen. Es zeigt verschiedenste Hunde im großen Garten eines Tierschutzhauses, die sich fröhlich auf einen bunten Haufen von Spielzeug stürzen. Alle können sich etwas aussuchen. In einem riesigen, farbenfrohen Berg von Bällen, Puppen und allen möglichen anderen Arten von Spielsachen finden sie schnell etwas Schönes, mit dem sich herumtollen läßt. Die Hunde haben es dort gut und dürfen sein, wie sie wollen.


Die offensichtliche Freude hat mich sofort erfaßt. Geht es dir auch manchmal so, wenn du Tiere beobachtest? Egal, ob im Video oder wirklich vor meiner Nase, mich begeistern solche Szenen. Wie man an den Aufrufen von Tiervideos sieht, bin ich nicht die Einzige!


Hast du eine Idee, warum? Ich selbst beschäftige mich als Philosophin viel mit Tieren, und es freut mich immer, zu sehen, wenn sie irgendwo einfach sein können, wer sie sind.


Aber auch viele andere Menschen, die das Thema nicht so zentral in ihrem Leben haben, lieben Tiervideos. Sie scheinen geeignet für einen kurzen Ausstieg aus dem Alltag, um die Stimmung zu heben und ein Gefühl der Fröhlichkeit zu kultivieren.


Oft wirken sie beruhigend oder aufbauend, sagen Studien. Vielleicht, weil sie daran erinnern, wie schön es ist, einfach im Augenblick zu leben. Das kann eine leise Botschaft in Sachen Achtsamkeit sein.


Es macht Freude, zuzusehen, wie Tiere verschiedene Dinge machen. Das können lustige Sachen sein, aber auch ganz normale - wo sie einfach nur herumrennen, herumliegen und einfach ihr Leben genießen. Warum schauen wir dabei gerne zu?


Vielleicht kennst du das Video, wo ein Reh mit Banane gefüttert wird? Was ist das Geheimnis seines Erfolges? Die Begeisterung der jungen Frau, die sich über ihre Stimme vermittelt, ist ansteckend, und das schmatzende Gesicht des Rehs einfach entzückend. Tiefere Bedeutung? Keine Ahnung. Läßt sich nicht in Worten wiedergeben.


Unsere Gesellschaft akzeptiert viele Dinge als normal, die ein wenig mehr Aufmerksamkeit bräuchten. So stehen Zeit- und Leistungsdruck weit oben in der Skala der Probleme. Stress und Ängste sind an der Tagesordnung. Tiervideos bieten eine erfrischende Abwechslung, denn das Lachen oder die Freude, die sie beim Betrachten erzeugen, führen in einen anderen Gefühlszustand. Sie erinnern daran, innezuhalten, zu atmen und mit dem eigenen Inneren in Verbindung zu treten.


Was hältst du von der Überlegung: es könnte damit zu tun haben, dass wir uns einen Teil der Freude abschauen und spontan in die Situation einsteigen, die wir sehen. Vielleicht mittels der Spiegelneuronen, die es ermöglichen, eine Erfahrung, die wir beobachten, selbst in uns wahrzunehmen. Oder einfach nur, weil es schön ist, diese Lebendigkeit zu sehen. Vielleicht erinnern Tiere uns manchmal auf unbewußte Weise an Dinge, die wir selbst gerne tun - zum Beispiel Tanzen oder Herumtollen.


Ich glaube, dass sich beim Beobachten eine Direktheit überträgt, die sie viel besser beherrschen: die Fähigkeit, im Moment zu sein. Menschen können das oft nicht so gut, weil sie im Abarbeiten von To-Do-Lists immer schon woanders sind als gerade jetzt.


Was nicht heißt, dass Tiere nichts von zeitlichen Abläufen und von Zusammenhängen verstehen Das wäre ja auch widersinnig. Sonst könnten sie beispielsweise gar nichts lernen. So wie bei uns ist die Fähigkeit, sich zu erinnern und vorauszusehen, ein Schlüsselaspekt ihres Bewusstseins.


Es geht nicht darum, Tieren irgendetwas zuzuschreiben oder auf sie zu projizieren. Tiere haben ihre eigene Agenda. Sie schaffen sich ihre eigenen Sinnzusammenhänge, ihre eigenen Spiele.


Sie können uns zwar lehren, wie wichtig es ist, präsent zu sein, zugleich sind sie individuelle Wesen mit einem eigenen Verständnis von Zeit und Erfahrung. Diese Komplexität verleiht dem Vergnügen, das wir beim Beobachten der Tiere empfinden, zusätzliche Tiefe.


Oft werden Bindungen zwischen Tieren und Menschen oder zwischen Tieren hervorgehoben, und Momente der Zuneigung und des Vertrauens werden gezeigt. Diese Interaktionen stärken das Vertrauen in Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen. Eigenschaften, die in unserem Leben manchmal in den Hintergrund treten.


Noch ein Aspekt scheint mir wichtig: die Vielfalt des Lebens. Tiervideos zeigen nicht nur die Freude am Leben in der Gegenwart, sondern auch den Reichtum ihrer Fähigkeiten. Das macht auch unseren Erfahrungshorizont bunter. Einem Affen dabei zuzusehen, wie er einen neuen Trick beherrscht, oder einen Vogel zu beobachten, der komplizierte Tänze ausführt, ist unterhaltsam - und ein Beweis für Lern- und Gedächtnisfähigkeiten.


Wenn wir uns bewußt Pausen von den Verstrickungen des täglichen Lebens schaffen, kann Leichtigkeit entstehen. Einen Schritt zurückzutreten hilft, Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten Der momentane Augenblick ist der zentrale Punkt des Seins.


Ich wünsche dir viele solcher Momente.


P.S. Selbstverständlich beziehe ich mich ausschließlich auf Videos, in denen Tiere zu nichts gezwungen oder lächerlich dargestellt werden. Ich spreche über wohlwollende Inhalte, in denen Zuneigung spürbar ist. Tiere müssen uns nicht unterhalten oder auf andere Weisen dafür arbeiten, dass wir mit ihnen wertschätzende Beziehungen pflegen.

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