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AutorenbildSusanne Karr

Die Weisheit einer Blume und ihre Eigenart

Aktualisiert: vor 6 Tagen


rote Blumen mit blauem Schmetterling

Kennst du das Gefühl, wenn eine Erzählung dich nach und nach in ihren Bann zieht? Ich habe das gestern wieder einmal erlebt, beim Anhören einer wunderbaren Podcast-Folge der Pariserin Florence Lamouret. Sie ist eine meiner Lieblings-Hypnose-Therapeutinnen. Herzlichen Dank an sie und ihre inspirierende Arbeit. Merci!


Vielleicht hast du auch als Kind die Erfahrung gemacht, wie es ist, in neue Welten einzutauchen, wenn dir Geschichten vorgelesen oder erzählt wurden. Oder du hast die Welt der Hörbücher für dich entdeckt. Ich genieße das Zuhören sehr, auch wenn ich schon lange kein Kind mehr bin. Denn wenn Texte zum Leben erweckt werden, entfaltet sich eine ganz eigene Atmosphäre, wie von Zauberhand entstehen Bilder und oft auch Klänge…


Wenn du willst, erzähle ich dir hier die Geschichte, die ich gestern gehört habe. 


Es war einmal eine Königin, die hatte einen fantastischen Garten mit anmutigen Blumen, wilden Sträuchern und riesigen, uralten Bäumen. Sie verbrachte dort so viel Zeit, wie sie konnte, und sprach mit allen Pflanzen. Eines Tages trug es sich zu, dass die Königin ihren geliebten, selbst angelegten blühenden Garten verlassen mußte, weil sie auf eine Reise in ferne Länder ging. Sie entfernte sich weiter, immer weiter… 


Und als sie nach einiger Zeit zurückkam, waren fast alle Pflanzen verdorrt oder geknickt.


Auf jeden Fall schauten sie nicht so aus, als ginge es ihnen gut. Die Königin war betrübt und versuchte herauszufinden, was passiert war. Sie sprach mit jeder einzelnen der Pflanzen um zu verstehen, was vor sich gegangen war.


Zuerst fragte sie die Pinie: “Warum bist du so ausgedörrt? Es gibt doch genug Wasser!” Die Pinie antwortete: „Ich habe mich absichtlich austrocknen lassen, denn auch dieses Jahr habe ich den schönen Apfelbaum voller saftiger Äpfel gesehen - und ich weiß, ich werde nie Äpfel haben!“


Die Königin war erstaunt und ging zum Apfelbaum: „Auch du bist so ausgetrocknet, obwohl es geregnet hat. Warum nur?“ Der Apfelbaum sagte: „Ich habe nichts getrunken, denn wenn ich die Rose in ihrer Zartheit sehe und mir ihr betörender Duft herüberweht, dann weiß ich, ich werde nie so schön und exquisit sein.“


Auch die Rose war völlig vertrocknet. Die Königin fragte: „Hast du dich etwa auch selbst ausdorren lassen?“ Die Rose sagte „Ja“, und als die Königin sie ratlos nach dem Grund fragte, erklärte sie: „Hier drüben ist der Ahorn – nie werde ich so alt und majestätisch sein, und meine Blätter färben sich nicht so leuchtend im Herbst…“


Langsam und in Gedanken versunken ging die Königin ein paar Schritte weiter, da sah sie eine kleine, strahlende Margerite. Erfreut sprach sie: „Du bist so schön, doch ich erinnere mich nicht, dich gepflanzt zuhaben! Was ist dein Geheimnis? Woher kommt deine Eigenart?“


Die Margerite sagte: “Am Anfang hatte ich das Gefühl, zu verdursten, denn ich sah die anderen Pflanzen und dachte: Ich werde nie wie die majestätische Pinie sein, die das ganze Jahr über grün bleibt. Noch werde ich die Raffinesse der Rose haben, und auch nicht die feurigen Farben des Ahorns. Aber dann hatte ich einen anderen Gedanken: Wenn du, die Königin, all diese verschiedenen Pflanzen für deinen Garten ausgewählt hast, dann hättest du auch etwas anderes an meine Stelle setzen können, wenn du gewollt hättest.


Du hast mich nicht gepflanzt, aber niemand hat mich herausgerissen. Und wenn mich niemand herausgerissen hat, dann bin ich so gewollt, wie ich bin.


Also habe ich nicht mehr den Zwang, mich mit der Rose oder dem Ahorn zu vergleichen.


Nein, ich bin schön, so wie ich bin! Auf meine ganz eigene Weise.


Und nach diesen Überlegungen habe ich beschlossen, wirklich ich zu sein.


Denn ein Vergleich kann so quälend und extrem negativ sein. Und ist nicht zu verwechseln mit einem Ansporn, der Lust macht, etwas zu tun. Wenn ich mir ein Vorbild nehme und ein Ziel habe, das ich erreichen kann, dann ist das interessant! Wenn ich mich, eine kleine Feldblume, mit einer Pinie vergleiche und mir sage, ich werde mich stolz wie die Pinie aufrichten - und wenn ich das kann, und es tue, dann ist der Vergleich durchaus interessant!


Aber wenn ich mich vergleiche und mir sage: Ich werde nie so groß sein wie die Pinie, dann bremst dieser Vergleich nur meine Lebensfreude, und das ist schade!


Ich habe gefunden, ich bin hier am richtigen Platz und ich habe genau die richtige Form und Farbe für mein Leben, um das auszudrücken, was ich möchte.”


Das war eine lange Rede, und es ist wirklich überraschend, wie viel Weisheit und Eigenart in dieser kleinen Blume steckte.


Zum Schluss der Geschichte möchte ich euch noch mitgeben: Jede und jeder einzelne von uns ist eingeladen, die eigenen Gedankengänge und dieses kleine Wesen im Inneren, das alles in gut und schlecht einteilt, zu beobachten. Und wenn du siehst, dass es Vergleiche anstellt, die nicht produktiv sind, dann lade ich dich ein, ihm zu sagen: Danke, aber dieser Vergleich ist negativ, ich will ihn nicht, und ich möchte lieber ich selbst sein. In unserem Inneren haben wir die Wahl.


Jede Blume der Welt ist wichtig und voller Leben.


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