Vielleicht befindest du dich im Schatten eines Baums in einem Garten... wo ab und zu ein leiser Lufthauch dich daran erinnert, dass du mit jedem Atemzug in Verbindung mit deiner Umgebung stehst – in direktem und indirektem Austausch. Wir leben nur, weil es Bäume gibt. Sie erzeugen die Luft zum Atmen, sie stellen Sauerstoff her. Das wissen wir theoretisch.
Fühlst du dich auch besonders wohl, wenn du draußen sein kannst? In Gesellschaft von Bäumen, Büschen und anderen Pflanzen? Wo du vielleicht das Summen und Brummen von Bienen und Hummeln hörst oder einen Blick auf Vögel oder andere Tiere erhaschen kannst.
Heute habe ich von wertvollen Projekten gehört, die das Ziel haben, die Verbindung zwischen Menschen und Natur auszuweiten. In verschiedenen Städten und den dortigen Parks arbeiten begeisterte Menschen daran, mehr Lebensraum zu schaffen für Tiere und Pflanzen – und dadurch gleichzeitig die Lebensqualität von Menschen zu erhöhen. Hast du in deiner Umgebung vielleicht von ähnlichen Initiativen gehört?
Es gibt international viele solcher Ideen, die bereits umgesetzt werden. Auch in Dörfern. Es geht um das Bewahren und Anpflanzen von Obstbäumen, oder Wasserschutz für die Artenvielfalt. Insgesamt sollen mehr Bäume gepflanzt und weniger “Rasen” gemäht werden. Und man will wilde Wiesen mit Blumenvielfalt stehen lassen für bunte Schmetterlinge und andere kleine Tiere.
Bestimmt kennst du das Aufatmen, wenn du rauskommst an die frische Luft. Das alleine läßt uns schon aus dem “Alltag” heraustreten. Dass Menschen sich gerne in der Natur erholen, liegt an einer natürlichen Zugehörigkeit und einer Liebe zum Lebendigen. Erich Fromm, Philosoph und Psychologe, prägte dafür den Begriff “Biophilie” und erklärte: “Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen. Sie ist der Wunsch, Wachstum zu fördern, sei es bei einem Menschen, einer Pflanze, - ich würde hinzufügen: eines Tiers - einer Idee oder einer sozialen Gruppe. Der biophile Mensch baut lieber etwas Neues auf, als dass er das Alte bewahrt. Er ist fähig, sich zu wundern, und er zieht es vor, etwas Neues zu sehen, anstatt eine Bestätigung des Alten zu finden.”
Hast du dir auch die Fähigkeit bewahrt, dich zu wundern – oder ist alles selbstverständlich? Ich finde einen Zusammenhang bei Fromm besonders inspirierend: die Freude am Lebendigen und die Fähigkeit des Erstaunens. Diese beinhalten auch ein Gefühl, das sich mit dem englischen “Awe” vielleicht besser ausdrücken läßt als mit dem deutschen Pendant “Ehrfurcht”. Oder? Vielleicht paßt auch Ehrfurcht. Das bringt ein bisschen Respekt hinein in die Wahrnehmung all der Seinsweisen, die uns umgeben. Auch wenn sie nicht menschlich sind.
Dieses Wohlgefühl der Verbundenheit mit anderen Lebewesen, seien es Tiere oder auch Pflanzen, sich einzufühlen in deren Lebendigkeit hilft uns zu einem Empfinden von Ganzheit zu gelangen. Wenn wir im Wald sind, fühlen wir uns wohl, weil wir spüren, dass dort verschiedene andere Lebewesen sind und auch miteinander kommunizieren, auch wenn wir sie nicht sehen oder hören können. Wir spüren ihre lebendige Anwesenheit.
Welche Erfahrungen hast du damit? Kennst du dieses Gefühl der Verbundenheit, das die vielen menschengemachten Sorgen und Stressfaktoren zum Verschwinden bringt?
Ich möchte dir hier noch eine kleine Übung vorschlagen, die mich immer wieder erstaunt in ihrer Einfachheit und Unmittelbarkeit. Eine kleine Blumenmeditation: du betrachtest eine Blume, nimmst sie wahr, ihre Farbe, ihre ganz eigene Form, ihre Größe, ihren speziellen Duft, ihre Beschaffenheit, Zartheit oder kräftige Struktur. Welche Qualitäten strahlt sie aus? Fällt dir etwas Bestimmtes dazu ein? Erinnert sie dich an etwas? Oder ahnst du gar etwas, das sie dir mitteilt? Du kannst versuchen dich in die Blume einzufühlen, wie sie nach oben strebt und gleichzeitig so verwurzelt ist.
Besonders schön ist auch ein Bild, das meine Hypnoselehrerin Kathrin Keller gerne verwendet: stell dir vor, die Blüte ist so groß – oder du bist so klein – dass du dich in der Blüte einkuscheln kannst, sanft gehalten von den Blütenblättern. Ein wunderbarer Ort der Ruhe und Entspannung und des Aufgehobenseins.
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