In den letzten beiden Wochen habe ich mich von Kunst inspirieren lassen. Und beeindrucken. Erlebst du auch diese magische Kraft, die Kunst manchmal hat, uns die Augen zu öffnen?
Der Wald war das Thema. Ein wunderbares und vielfältiges Thema. Welche Erfahrungen hast du dazu? Gehst du oft in den Wald? Was bedeutet er für dich? Ich gehe fast täglich in den Wald, zu den Bäumen, zu den Düften. Und zu den Tieren - auch wenn ich viele von ihnen gar nicht sehen kann. Es fehlt mir, wenn ich keine Gelegenheit dazu habe.
Into the Woods, die Hauptausstellung der 1. Klimabiennale in Wien zeigt Kunstwerke, die sich mit dem Wald befassen. Unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen, Arbeiten mit pflanzlichen Gebilden, Düften, die den Urwald repräsentieren oder Videos mit VR-Integration laden dazu ein, den Wald als Lebenssystem zu begreifen. Als unser Lebenssystem – denn hier kommt unsere Luft zum Atmen her, von den Pflanzen. Und diese wiederum leben in einem unendlich verzweigten Netzwerk – überirdisch mit vielen Tieren, unterirdisch mit Pilzgeflechten und Kleinstlebewesen und vielen anderen mehr.
Überleben ist nur möglich durch dieses Zusammenspiel. Durch die Verbundenheit und den Energieaustausch. Durch Kommunikation und wechselseitige Wahrnehmung.
Der Wald hat ja immer auch etwas Geheimnisvolles, fast als wären unsichtbare Kräfte am Werk. Und in der Tat ist das der Fall – wie man in der Visualisierung der Atmospheric Forest der Künstler*innen Rasa Šmite & Raitis Šmits aus Riga erfährt. Sie verarbeiten komplexe biochemische Datensätze und stellen in ihrer groß angelegten VR Installation Bäume als lebende Protagonist*innen dar. Diese atmen und geben organische Stoffe ab, den wir als Menschen als speziellen Waldduft wahrnehmen. Übersetzt in unzählige Punkte, die über die Waldsilhouette gelegt sind, lassen sich die messbaren Stoffwechselprozesse erkennen. Als Besucher*in bewegt man sich wie schwebend durch einen Wechsel von erkennbaren Bäumen und abstrakt geometrischen Lichtpunkten.
Eigentlich brauchen wir keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, um lebendige Netzwerke zu erkennen. Man spürt sie, wenn man sich darauf einläßt. Und vieles erkennen wir mit bloßem Auge. Spannend ist aber, wie vieles wir nicht sehen. Das alles trotzdem da ist. Nichts würde funktionieren, wäre es nicht da – wenn etwa der unsichtbare Energieaustausch, in dem Pflanzen CO2 absorbieren und Sauerstoff herstellen, unterbrochen würde.
Diese Erfahrung erinnert uns daran, dass wir vieles nicht wissen.
Auch im menschlichen Bewusstsein ist das so! Den Großteil empfangener Sinneswahrnehmungen haben wir nicht bewußt zur Verfügung, darüber sind sich Bewusstseinsforscher*innen einig. Deswegen ist die Hypnose so ein schönes Tool, manche Schätze aus dem Unbewussten zu aktivieren.
Davon abgesehen, bringt das Wissen über das Nichtwissen eine gewisse Zurückhaltung im Urteilen. Und läßt uns neugierig bleiben. Beides gute Voraussetzungen, um unsere Wahrnehmung zu entfalten.
Hier geht es zur Ausstellung: https://www.kunsthauswien.com/de/ausstellungen/into-the-woods/
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